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Muss ich als Bürgermeister wirklich überall dabei sein?

Wie Sie aus dem Kreislauf von Dauerpräsenz und Erschöpfung aussteigen und zu mehr Sicherheit finden

Es ist 19:20 Uhr.
Der Bürgermeister schließt die Haustür hinter sich. Der letzte offizielle Termin des Tages ist vorbei – Sitzung des Zweckverbands mit hitzigen Diskussionen über eine Personalie. Auf dem Heimweg dachte er nur eines: „Ich brauche dringend Pause. Heute Abend nichts mehr.“

Jetzt steht er in der Küche.Die Schultern schwer, die Gedanken kreisen. Ein leiser, aber klarer Impuls taucht auf: Einfach hinlegen. Durchatmen. Meine Ruhe haben.

Dann fällt der Blick fällt auf die Einladung zur Hauptversammlung des Musikvereins. Kein Pflichttermin, aber einer, bei dem man „sich schon blicken lassen sollte“. Noch bevor er nachdenkt, greift das alte Muster:

„Wenn ich nicht hingehe, fällt das auf. Dann heißt es wieder, bei allen anderen bin ich dabei – nur da nicht. Und die Wiederwahl steht nächstes Jahr an.“

Er fährt los, steht im Saal, schüttelt Hände – und denkt sich: Hoffentlich dauert es nicht zu lange und ich kann wieder gehen.

Wieso glauben Bürgermeister, überall dabei sein zu müssen?

Viele Bürgermeister und Bürgermeisterinnen erleben kommunale Führung als Dauerpräsenzpflicht:
Immer ansprechbar, immer erreichbar, immer sichtbar.

Was nach Pflichtbewusstsein aussieht, ist oft ein verinnerlichtes Muster – eines, das langfristig erschöpft.
In meiner Arbeit mit kommunalen Führungskräften begegnet mir dieses Muster in vielen Varianten (Weitere Einblicke dazu finden Sie in meinem Artikel „Dauerstress als Bürgermeister: So vermeiden Sie Erschöpfung“)

  • „Ich kann mir aktuell nicht leisten, irgendwo zu fehlen.“
  • „Wenn ich nicht vor Ort bin, werden andere Weichen gestellt und ich muss das am Ende wieder einfangen.“
  • „Nur wenn ich alles im Blick habe läuft´s.“

Doch hinter dieser Haltung steckt oft etwas anderes – eine unbewusste Form von Vermeidung und Kontrollverlustangst:

  • Vermeidung: Die unangenehme Vorstellung, was andere sagen könnten, wenn man fehlt.
  • Kontrollwunsch: Die Sorge, Entwicklungen zu verpassen, nicht mehr alles steuern zu können.
  • Unsicherheit: Die tieferliegende Angst, an Autorität oder Wiederwahlchancen zu verlieren.

Was wie Engagement aussieht, ist oft der Versuch, das eigene Unbehagen zu vermeiden.

Praxisbeispiele aus dem kommunalen Alltag

Viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister kennen vermutlich diese Situationen:

  • Feierabend – eigentlich. Doch Sie fahren noch zur Einweihung eines Spielplatzes, obwohl Sie körperlich ausgelaugt sind – weil Medien, Elternbeirat und politische Mitbewerber anwesend sind.
  • Wochenende. Sie sagen innerlich Ja zur Familie – aber dann erreichen Sie Anfragen zur Flüchtlingsunterbringung oder ein Kommentar auf Facebook. Und plötzlich ist wieder alles offen.
  • Dienstbesprechung. Eigentlich wollten Sie einem kritischen Mitarbeitergespräch Raum geben. Aber stattdessen hetzen Sie zur Eröffnung eines Dorffests – weil „es sonst falsch wirkt“.

Der Preis dieser Dauerpräsenz: Schleichender Substanzverlust. Erschöpfung. Inneres Abdriften.

Wenn innere Unsicherheit regiert – statt sichere Führung

Was ich in der Begleitung von Amtsinhabern oft erlebe, ist nicht zu wenig Engagement – sondern zu viel der falschen Sorte. Diese Thematik wird ausführlich in meinem Beitrag „Bürgermeister unter Druck: Verantwortung tragen ohne auszubrennen“ behandelt.

Dahinter stehen Sätze wie:

  • „Ich darf die Bürger nicht enttäuschen.“
  • „Ich muss schon über alles Bescheid wissen und mitreden können.“
  • „Ich will nicht, dass über mich geredet wird.“

Diese Haltung ist nachvollziehbar. Doch sie führt oft zu einem paradoxen Ergebnis:
Man ist überall – aber wo noch klar bei sich?

Die Amtsführung wird reaktiv, die Entscheidungen defensiv, der Blick verschwommen.
Die Folge: Kommunalpolitik aus dem Erschöpfungsmodus heraus.

Was wäre, wenn Sie nicht überall sein müssten, um wirksam zu sein?

Führung – gerade in Stadtverwaltungen und Gemeinden – entsteht nicht durch permanente Sichtbarkeit, sondern durch innere Sicherheit und Priorisierung. Weitere Strategien hierzu finden Sie in meinem Artikel „Resilienz im Führungsalltag: Stress bewältigen und Balance finden“.

Ein klarer innerer Kompass ersetzt äußeren Druck.
Wer sich selbst vertraut, muss nicht alles kontrollieren.

Weitere Informationen und Unterstützung finden Sie in meinem Bürgermeister-Coaching – Resilienz im Amt.

Was das konkret bedeutet:

  • Nein sagen können, ohne schlechtes Gewissen.
  • Vertrauen ins eigene Team entwickeln, statt ständig nachzusteuern.
  • Sichtbarkeit gezielt steuern, statt sich davon treiben zu lassen.
  • Auftragsklärung mit sich selbst betreiben: Was ist wirklich meine Aufgabe – und was nur noch Gewohnheit?

Vom getriebenen Amtsverständnis zur echten Führungsstärke

Ein Bürgermeister, den ich unterstütze, sagte kürzlich:

„Ich habe früher geglaubt, ich muss überall sein – sonst verliere ich das Vertrauen der Leute. Heute weiß ich: Ich verliere es, wenn ich nicht wirklich präsent bin.“

Das ist der Wendepunkt. Weg von:

❌ Fremdgesteuertem Reagieren

❌ Angst vor Imageverlust

❌ Selbstaufgabe im Dienste des Amtes

Hin zu:

Starker Amtsführung mit innerer Stabilität

Souveränem Entscheiden

✔ Echter Präsenz

Bewusster Sichtbarkeit

Ihr Auftrag als Bürgermeister: nicht nur führen – sondern sich selbst erhalten

Sie tragen Verantwortung – für Ihre Gemeinde, Ihre Stadt, Ihre Verwaltung.
Aber auch für sich selbst.

Nur wer innerlich resilient ist, kann nach außen kraftvoll wirken.
Und nur wer sich seinr Selbst sicher ist, wird auch in der nächsten Amtsperiode als stimmig und überzeugend wahrgenommen.

Lesen Sie mehr dazu in meinem Beitrag „Bürgermeister ohne Burnout: So überwinden Sie den Perfektionsdruck“.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass tiefere Belastungen Ihre Amtsführung beeinflussen, könnte eine Psychotherapie & Traumatherapie in Friedenweiler hilfreich sein.

Führen mit innerer Klarheit statt äußeren Pflichten

Als Bürgermeisterin oder Bürgermeister stehen Sie unter hoher Verantwortung: für Ihre Gemeinde, für Ihre Verwaltung, für das öffentliche Miteinander.
Viele, die dieses Amt mit Herz und Engagement ausfüllen, erleben dabei eines: Je größer die Erwartungen im Außen, desto schwerer wird es, gut für sich selbst zu sorgen.

Die ständige Präsenz, das Gefühl, überall dabei sein zu müssen – das ist kein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Kompetenz.
Im Gegenteil: Es zeigt, wie tief Sie Ihr Amt nehmen und wie sehr Sie den Menschen in Ihrer Stadt oder Gemeinde gerecht werden wollen.
Und genau darin liegt die Herausforderung: Wie bleibe ich mir selbst treu – und gleichzeitig präsent und ansprechbar für andere?

💡 Möchten Sie besser verstehen, warum es Ihnen so schwerfällt, sich abzugrenzen – obwohl der Körper längst nach Pause ruft?

💡 Wollen Sie bewusster zwischen Erwartung und echtem Auftrag unterscheiden – und dabei Ihre eigene Haltung stärken?

💡 Suchen Sie neue Wege, wie Sie sichtbar und wirksam sein können, ohne sich innerlich zu erschöpfen?

Ich begleite Bürgermeisterinnen, Bürgermeister und kommunale Führungspersönlichkeiten unter Hochbelastung, die inmitten dieser Verantwortung mehr Resilienz, Gelassenheit und stärkende Perspektiven entwickeln wollen.

👉 Fundiert. Wirksam. Praxisnah.

📌 Schreiben Sie mir und lassen Sie uns ins Gespräch kommen.
Oder vereinbaren Sie direkt ein unverbindliches Orientierungsgespräch – 30 Minuten nur für Sie und Ihre Themen.