Die Kindheit ist der prägendste Abschnitt unseres Lebens. Physische und psychische Eindrücke, die wir während dieser Zeit bekommen, hinterlassen in unserem Gehirn Spuren. Daher prägen schwierige Ereignisse oder auch traumatisches Erleben in der Kindheit die Persönlichkeit eines Menschen besonders. Und diese Spuren verschwinden im Laufe der Zeit in der Regel leider nicht von alleine. Allerdings ist es möglich, sie mit therapeutischer Unterstützung hinter sich lassen und zu verarbeiten.
Eine schwierige Kindheit bedeutet nicht automatisch ein unerfülltes Leben führen zu müssen.
Viele Beispiele meiner täglichen Praxis zeigen, dass es bestimmte Verhaltensweisen gibt, die auf nicht verarbeitete seelische Belastungen der Kindheit zurückzuführen sind. Falls Sie in der Kindheit eine schwierige Beziehung zu wichtigen Bezugspersonen hatten oder Belastendes erfahren mussten, lohnt es sich zu überprüfen, ob Sie einige dieser Eigenschaften bei sich beobachten.
1. Sich über die Maßen zurückzuhalten
Sich zurückzuhalten zeigt sich in Schwierigkeiten, in privaten und beruflichen Beziehungen oder sogar im eigenen Leben Präsenz zu zeigen. Diesen Menschen haben Probleme damit, laut auszudrücken, was sie denken. Auch fällt es ihnen schwer, nach ihren Vorstellungen zu handeln. Sie haben Angst davor, ihre Ziele in die Tat umzusetzen oder sind sich über ihre Ziele nicht im Klaren. Wer psychische Belastungen in der Kindheit erlebt hat, fühlt sich in sozialen Beziehungen gehemmt und hat Schwierigkeiten, sich zu behaupten.
Ebenso erscheinen diese Menschen verschlossen und haben Schwierigkeiten, mit anderen in Beziehung zu treten oder tragfähige Beziehungen aufzubauen. Bisweilen geht die Angst soweit, dass sie sich vor anderen Menschen fürchten.
Es gibt Menschen, die introvertiert sind und sich deshalb in gesellschaftlichen Situationen nicht unwohl fühlen. Dennoch haben in sich gekehrte Menschen keine Schwierigkeiten damit zu sagen, was sie denken oder fühlen und sie handeln unabhängig anderer. Eine Person, die unter nicht verarbeiteten Traumata in der Kindheit zu leiden hat, möchte weder auffallen noch Aufmerksamkeit erregen.
Trauma bezeichnet eine seelische Verletzung, die mit einer starken psychischen Erschütterung einhergeht.
2. Unvermittelt in Zorn ausbrechen
Menschen, die Traumata aus der Kindheit nicht überwunden haben, tragen viel unterdrückte Wut mit sich. Obwohl Sie im Grunde nicht gewalttätig sind, reagieren sich oft impulsiv und agressiv. Sie verhalten sich weniger tolerant und es scheint desöfteren, sie wären kurz davor zu explodieren – auch wenn sie es nicht tun.
Jähzorn macht sich auch im Streben danach, Menschen in ihrem Sinne beeinflussen zu wollen, bemerkbar. In Tonfall, Gestik und der Art zu sprechen, ist Anspannung zu spüren. Sie handeln von unterschwelliger und unverarbeiteter Wut geleitet.
Wut ist ein starkes Gefühl, das sich in Form von Ärger, Zorn und Aggression äußert. Es ist das Gefühl für die Selbstbehauptung. Wird es untterdrückt und nicht zum Ausdruck gebracht, erkaltet es. Diese kalte Wut ist nicht weg, sondern schlumert unverarbeitet im Inneren und bricht in den verschiedensten Situationen aus, die meist in keinem Zusammenhang mit der ursprünglichen Wut stehen.
3. Zurückweisung von Lob
Wer Traumata in der Kindheit erlebt und noch nicht verarbeitet hat, hat Schwierigkeiten damit, sich selbst zu wertschätzen oder hat das Gefühl minderwertiger zu sein. Es schwingt der Gedanke mit, andere würden überlegen sein. Letzteres ist nur dem Anschein nach so. Es ist vielmehr ein unbewusster Mechanismus, die mindere Selbstwahrnehmung zu kompensieren.
Deshalb kommt es häufig vor, dass Lob von anderen zurückgewiesen wird. Sie glauben, niemals gut genug zu sein. Aus diesem Grund stören sie sich daran, wenn ihnen jemand in irgendeiner Hinsicht ein Lob ausspricht. Denn Loben kommt ihnen eher so vor, als würde man sie hinters Licht führen oder sich über sie lustig machen. Sie können nicht verstehen, wie jemand etwas Gutes von ihnen halten kann, wo sie sich selbst doch eher ablehnen.
4. Sich ständig entschuldigen
Menschen, die Kindheitstraumata mit sich tragen, haben oft das Gefühl, das was sie sagen oder tun, andere störe. Deshalb entschuldigen sie sich am laufenden Band, auch für Nichtigkeiten. So entschuldigen sie sich, wenn sie es auch ihrer Sicht „wagen“, zu sprechen. Es erscheint ihnen, als hätten sie kein Recht. Oder auch, wenn sie an einen Ort kommen und einen Platz einnehmen.
Das Verhalten, sich ständig zu entschuldigen, weist auf demütigende Erlebnisse in der Kindheit hin, in der nicht ausreichend bedingungslose Liebe erfahren wurde. Dadurch haben jene Personen haben das Gefühl, sich wegen jedes Handelns entschuldigen zu müssen, das ihre Präsenz in der Welt zeigt. Das Gefühl von irrationaler Schuld ist dabei tief verwurzelt und eine verbreitete Folge unverarbeiteter Traumata.
Irrationale Schuld besagt, dass sich Menschen für Dinge schuldig fühlen, die nicht ihrer Verantwortung liegen. Sie zeigt sich bspw. in Form von unbegründeter Selbstkritik oder Scham. Irrationale Schuld kann in allen Lebensbereichen auftreten und zeigt sich in irrationalem Schulderleben wie der Unfähigkeit, seine Bedürfnisse angemessen zum Ausdruck zu bringen.
5. Vor Konflikten fliehen oder Konflikte nicht loslassen können
Traumatische Kindheitserlebnisse entstehen oft in konfliktreichen Familienstrukturen. In einem Umfeld, in dem persönliche Angriffe, Uneinigkeiten und Aggressionen die Regel waren. Und das können auch passive Agressionen gewesen sein – also bewusstes Ignorieren von Personen oder Bedürfnissen. Jede elterliche Aussage oder Verhaltensweise kann zu subtilen Verletzungen führen, die unverarbeitet eine schmerzende Prägung hinterlassen. Das hält den Fokus auf das Konflikterleben aufrecht und wird im Erwachsenenalter fortgeführt. Das Austragen von Konflikten ist bekanntes Terrain, weshalb diese Menschen dazu neigen, aus allem ein Problem zu machen.
Wer den Konflikt hingegen scheut, flieht unter allen Umständen vor. Sogar eigene Überzeugungen werden über Bord geworfen, nur um eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Diese Menschen haben in ihrer Kindheit die Ohnmacht gespürt, in Konflikten sich selbst nicht behaupten zu können oder zu dürfen. Daher zeigen sie das in der Kindheit erlernte Verhalten auch im Erwachsenenalter.
Belastende Kindheitserlebnisse lösen sich meist nicht von alleine. Aber sie lassen sich lösen.
Es ist notwendig, sie aufzuarbeiten, damit sie sich nicht negativ auf die Persönlichkeit und das weitere Leben – ob beruflich oder privat – auswirken. Ob wir wollen oder nicht: Etwas von allem, das wir im Laufe des Lebens erleben, bleibt in uns. Und je stärker das Erlebte mit Emotionen verbunden ist, desto eher beibt es in Erinnerung. Im Erwachsenenaltern haben wir die Möglichkeit, ungünstige oder auch traumatische Erfahrungen aufzuarbeiten und einen anderen, weniger belastenden Umgang damit zu finden.
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